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Friedenspreis 2018

Aleida und Jan Assmann

Der Stiftungsrat hat die deutsche Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann und den deutschen Ägyptologen und Kulturwissenschaftler Jan Assmann zu den Trägern des Friedenspreises 2018 gewählt. Die Preisverleihung fand am 14. Oktober 2018 in der Frankfurter Paulskirche statt. Die Laudatio hielt der deutsch-amerikanische Literaturwissenschaftler Hans Ulrich Gumbrecht.

Begründung der Jury

Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verleiht der Börsenverein im Jahr 2018 an Aleida und Jan Assmann und ehrt damit ein Forscherpaar, das sich in seiner Arbeit seit Jahrzehnten wechselseitig inspiriert und ergänzt. Die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann greift mit ihren wissenschaftlich fundierten Studien engagiert die immer wieder neu virulenten Themen von Geschichtsvergessenheit und Erinnerungskultur auf.


Angesichts einer wachsenden politischen Instrumentalisierung der jüngeren deutschen Geschichte leistet sie in hohem Maße Aufklärung zu Fragen eines kulturellen Gedächtnisses einer Nation. Ihr Werk weist darauf hin, dass ein offener und ehrlicher Umgang mit der Vergangenheit grundlegende Bedingung für ein friedliches Miteinander ist.

Der Ägyptologe und Kulturwissenschaftler Jan Assmann hat durch sein umfangreiches wissenschaftliches Werk internationale Debatten um Grundfragen zu den kulturellen und religiösen Konflikten unserer Zeit angestoßen. Mit seinen Schriften zum Zusammenhang von Religion und Gewalt sowie zur Genese von Intoleranz und absolutem Wahrheitsanspruch leistet er einen unverzichtbaren Beitrag zum Verständnis der Friedensbereitschaft und Friedensfähigkeit der Religionen in der Weltgesellschaft von heute.

Aus dieser spannungsvollen, komplementären Einheit, die Aleida und Jan Assmann bilden, ist ein zweistimmiges Werk entstanden, das für die zeitgenössischen Debatten und im Besonderen für ein friedliches Zusammenleben auf der Welt von großer Bedeutung ist.

Preisverleihung

Aleida und Jan Assmann erhalten die Urkunde aus den Händen von Heinrich Riethmüller.

Reden

Eine wirksame Erinnerungskultur schließt immer die Zukunft mit ein und warnt die Lebenden vor Wiederholungen der Geschichte.

Heinrich Riethmüller - Grußwort
Heinrich Riethmüller
Grußwort des Vorstehers

Wer 1938 geboren wurde (wie Jan Assmann), der konnte nicht mehr an den im Namen der deutschen Nation vollzogenen Verbrechen beteiligt gewesen sein; und wer 1947 auf die Welt kam (wie Aleida Assmann), war immer noch in Reichweite eines Rufs aus der Vergangenheit, Verantwortung auf sich zu nehmen für Verbrechen, die nicht zum eigenen Leben und zum eigenen Andenken gehörten.

Hans Ulrich Gumbrecht - Laudatio auf Aleida und Jan Assmann
Hans Ulrich Gumbrecht
Laudatio

Denn nicht jede Gegenstimme verdient Respekt. Sie verliert diesen Respekt, wenn sie darauf zielt, die Grundlagen für Meinungsvielfalt zu untergraben. Demokratie lebt nicht vom Streit, sondern vom Argument.

Aleida und Jan Assmann - Dankesrede
Aleida und Jan Assmann
Dankesrede der Preisträger

Chronik des Jahres 2018

+ + + Bei den Parlamentswahlen in Italien wird die 5-Sterne-Bewegung stärkste Kraft. + + + Knapp sechs Monate nach der Bundestagswahl 2017 und der gescheiterten Koalitionsverhandlungen zur Bildung einer Regierung von Union, FDP und Grünen, wird das vierte Kabinett Merkel als Große Koalition zwischen Union und SPD vereidigt. + + + Im Zuge der „Affäre Skripal“ verweist die britische Regierung 23 russische Diplomaten des Landes. + + + Die USA kündigen an, sich aus dem multilateralen Atomabkommen mit dem Iran zurückzuziehen. + + +


+ + + In Jerusalem wird die dorthin verlagerte Botschaft der Vereinigten Staaten in Israel offiziell eröffnet; bei Protestaktionen dagegen werden an der Grenze zwischen Israel und dem Gazastreifen mehr als 60 Palästinenser von israelischen Soldaten erschossen und fast 2800 verletzt. + + + Gipfeltreffen in Singapur zwischen Kim Jong-un (Nordkorea) und Donald Trump (USA). + + + Urteilsverkündung im NSU-Prozess. + + + In Chemnitz (Sachsen) kommt es zu ausländerfeindlichen Ausschreitungen. + + + Durch ein Erdbeben und einen dadurch ausgelösten Tsunami sterben auf der indonesischen Insel Sulawesi mehr als 2000 Menschen und hunderte werden verletzt. Etwa 5000 Menschen werden elf Tage nach dem Tsunami noch vermisst. + + + Bei einem Attentat in einer Synagoge werden in Pittsburgh (Pennsylvania) elf Menschen getötet. + + + Jair Bolsonaro wird zum Präsidenten von Brasilien gewählt. + + + In Frankreich beginnen Protestaktionen sogenannter „Gelbwesten“ mit sich nachfolgend ausweitenden sozialpolitischen Forderungen. + + + Im marokkanischen Marrakesch wird von 164 Staaten der rechtlich nicht bindende „UN-Migrationspakt“ angenommen. + + + Bei verheerenden Waldbränden werden in Kalifornien mehr als 70 Menschen getötet. + + +

Aleida Assmann

Biographie

Die deutsche Anglistin und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann, Tochter des Neutestamentlers Günther Bornkamm und seiner Frau Elisabeth, wird am 22. März 1947 in Bethel bei Bielefeld geboren. Bereits vor ihrem Studium der Anglistik und Ägyptologie in Heidelberg und Tübingen lernt sie ihren Mann Jan Assmann kennen, den sie zwischen 1968 und 1975 auf zahlreiche Ausgrabungen in Oberägypten begleitet. 1977 promoviert sie in Heidelberg im Fach Anglistik mit einer Arbeit über »Die Legitimation der Fiktion«.


1978 gründet sie zusammen mit ihrem Mann den Arbeitskreis »Archäologie der literarischen Kommunikation«, in dem beide Vertreter verschiedener Disziplinen und ‚Kultur-Fächer’ (Sumerologie, Indologie, Afrikanistik, Sinologie etc.) in einen Dialog bringen. Bereits bei der ersten dieser Tagungen (1979) geht es um ‚Schrift und Gedächtnis’ und die Frage, wie diese Medien Kulturen organisieren. Aleida und Jan Assmann formulieren aus diesen Ansätzen das Konzept des kulturellen Gedächtnisses, das sie als offiziell institutionalisierte, konstruierte Form kollektiven Erinnerns vorstellen und von den rein subjektiven individuellen Erinnerungen abgrenzen. Als Ergänzung zu der auf Objektivität gründenden und dem Quellenstudium verpflichteten Faktengeschichte untersuchen sie hierbei auch den Einfluss von Praktiken kollektiven Erinnerns auf Politik und die Identitätsstiftung einer Gesellschaft. Hierbei greifen sie auch Themen der aktuellen Gegenwart auf wie zum Beispiel die Frage der individuellen und kollektiven Erinnerung an die Shoah, und machen es sich zur Aufgabe, auch die Erforschung von Literatur in diesen weiten kulturwissenschaftlichen Rahmen zu stellen.

Nach der Habilitation 1992 an der Neuphilosophischen Fakultät in Heidelberg folgt Aleida Assmann ein Jahr später dem Ruf auf den Lehrstuhl für Anglistik und allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Zahlreiche Gastprofessuren und Fellowships führen sie unter anderem an die Rice University Texas, nach Princeton und Yale sowie an die Universität Wien. Neben zahlreichen Arbeiten zur englischen Literatur und zur Archäologie der literarischen Kommunikation beschäftigt sie sich seit den 1990er Jahren vornehmlich mit der Thematik des kulturellen Gedächtnisses, der Erinnerung und des Vergessens.

So zeigt sie in ihrem 2006 erschienenen Buch »Der lange Schatten der Vergangenheit. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik« unterschiedliche Wege auf, die von individuellen zu kollektiven Konstruktionen der Vergangenheit führen. Sie untersucht die Spannungen zwischen persönlicher Erfahrung und offiziellem Gedenken, gibt Ratschläge für eine angemessene Erinnerungskultur und plädiert dafür, dem Gedächtnis einen »gemeinsamen Erinnerungsraum« zu geben, der sich auch in einem Gedenktag wiederfinden sollte. Sie unterscheidet zwischen individuellen Gedächtnis, das der einzelne Menschen mit Familie und Freunden teilt, und dem nationalen Gedächtnis, an dem die Bewohner eines Landes durch die öffentliche Medien sowie Denkmäler, Museen und Gedenktage teilhaben. In diesem Gedächtnis werden jene Teile der Vergangenheit im Bewusstsein präsent gehalten, die für das Selbstverständnis der Nation wichtig sind und für die Gegenwart und Zukunft eine Orientierung geben können.

In ihrem jüngsten, 2017 erschienenen Buch »Menschenrechte und Menschenpflichten« greift sie angesichts der aktuellen Flüchtlingsdebatte drei Aspekte auf, die für einen neuen, dringlich benötigten Gesellschaftsvertrag unumgänglich sind: die politische Durchsetzung der Menschenrechte als eine wichtige moderne Errungenschaft der Geschichte, die soziale Unterfütterung dieser Rechte durch uralte kulturelle Werte wie Empathie und Solidarität, sowie einen Kanon von Regeln für ein faires und respektvolles Zusammenleben von Einheimischen und Zugewanderten, für den sie den Begriff »Menschenpflichten« prägt.

Aleida Assmann lebt mit ihrem Ehemann Jan Assmann in Konstanz. Das Ehepaar hat fünf Kinder (Vincent, David, Marlene, Valerie und Corinna).

Auszeichnungen

2018 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (mit Jan Assmann)
2017 Balzan-Preis (mit Jan Assmann)
2017 Karl-Jaspers-Preis (mit Jan Assmann)
2016 Theologischer Preis der Salzburger Hochschulwochen (mit Jan Assmann)
2014 A.H.-Heineken-Preis für Geschichte


2011 Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik
2009 Max-Planck-Forschungspreis: Geschichte und Gedächtnis
2009 Paul Watzlawick Ehrenring, Wien
2008 Ehrendoktor der theologischen Fakultät Oslo
1999 Forschungspreis für Geisteswissenschaften der Philip Morris Stiftung

Bibliographie

Der europäische Traum. Vier Lehren aus der Geschichte

Verlag C.H. Beck (München 2018, 223 Seiten, ISBN 978-3-406-73380-2, 16,95 €

Menschenrechte und Menschenpflichten

Picus Verlag (Wien 2017), 192 Seiten, (auch als E-Book), ISBN: 978-3-7117-2072-6, 22,00 €

Formen des Vergessens

Wallstein Verlag, Göttingen 2016 (auch als E-Book)

Vom modernen zum modernen Zeitregime. Shakespeare und Milton

UVK, Konstanz 2016

Das Gedächtnis der Stadt

mit Fotos von Wolodymyr Huzul und einem Nachwort von Oxana Matiychuk AphorismA, Berlin 2016

Mehr anzeigen

Im Dickicht der Zeichen

Suhrkamp Verlag, Berlin 2015

Das neue Unbehagen an der Erinnerungskultur. Eine Intervention

Verlag C.H.Beck, München 2013 (E-Book 2016)

Ist die Zeit aus den Fugen? Aufstieg und Fall des Zeitregimes der Moderne

Carl Hanser Verlag, München 2013 (auch als E-Book)

Die Zukunft der Erinnerung und der Holocaust

von Aleida Assmann und Geoffrey Hartman Konstanz University Press, Konstanz 2012

Auf dem Weg zu einer europäischen Gedächtniskultur

Picus Verlag, Wien 2012 (auch als E-Book)

Wem gehört die Geschichte? Aleida und Jan Assmann über Erinnern und Vergessen

supposé, Wyk 2011 (Hörbuch)

Geschichte im Gedächtnis. Von der individuellen Erfahrung zur öffentlichen Inszenierung

Verlag C.H.Beck, München 2007 (2. Aufl. 2014)

Der lange Schatten der Vergangenheit. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik

Verlag C.H.Beck, München 2006 (2. Aufl. 2014), (E-Book 2011)

Einführung in die Kulturwissenschaft. Grundbegriffe, Themen, Fragestellungen.

Erich Schmidt Verlag, Berlin 2006 (Neuauflage 2017, engl.: »Introduction to Cultural Studies. Topics, Concepts, Issues«, Erich Schmidt Verlag, Berlin 2012)

Generationsidentitäten und Vorurteilsstrukturen in der neuen deutschen Erinnerungsliteratur

Picus Verlag, Wien 2006 (E-Book 2012)

Die Unverzichtbarkeit der Kulturwissenschaften mit einem nachfolgenden Briefwechsel

Universitätsverlag, Hildesheim 2004

Das kulturelle Gedächtnis an der Millenniumsschwelle. Krise und Zukunft der Bildung

UVK, Konstanz 2004

Erinnerungsräume. Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses

Verlag C.H.Beck, München 1999

Geschichtsvergessenheit – Geschichtsversessenheit. Vom Umgang mit deutschen Vergangenheiten nach 1945

von Aleida Assmann und Ute Frevert Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1999

Zeit und Tradition. Kulturelle Strategien der Dauer

Böhlau, Köln/Weimar/Wien 1999

Arbeit am nationalen Gedächtnis. Eine kurze Geschichte der deutschen Bildungsidee

Campus-Verlag, Frankfurt am Main 1993

Die Legitimität der Fiktion. Ein Beitrag zur Geschichte der literarischen Kommunikation

Verlag Wilhelm Fink, München 1980

HERAUSGEBERSCHAFT

:

The Blessed Plot. Studien zur englischen Literatur- und Kulturgeschichte

herausgegeben von Ines Detmers, Michel C. Frank und Ana Sobral Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2016

Empathy and its Limits

edited by Aleida Assmann and Ines Detmers Palgrave Macmillan, London 2016

Rendezvous mit dem Realen. Die Spur des Traumas in den Künsten

herausgegeben von Aleida Assmann, Karolina Jeftic und Friederike Wappler transcript, Bielefeld 2014 (auch als E-Book)

Schweigen

herausgegeben von Jan Assmann und Aleida Assmann Verlag Wilhelm Fink, Paderborn 2013

Vollkommenheit

herausgegeben von Jan Assmann und Aleida Assmann Verlag Wilhelm Fink, München 2010

Verwandlungen

herausgegeben von Jan Assmann und Aleida Assmann Verlag Wilhelm Fink, München 2006

Positionen der Kulturanthropologie

herausgegeben von Aleida Assmann, Ulrich Gaier und Gisela Trommsdorff Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004

Hieroglyphen. Stationen einer anderen abendländischer Grammatologie

herausgegeben von Jan Assmann und Aleida Assmann Verlag Wilhelm Fink, München 2003

Ruinenbilder

herausgegeben von Aleida Assmann, Monika Gomille und Gabriele Rippl Verlag Wilhelm Fink, Paderborn 2002

Aufmerksamkeiten

herausgegeben von Jan Assmann und Aleida Assmann Verlag Wilhelm Fink, München 2001

Einsamkeit

herausgegeben von Jan Assmann und Aleida Assmann Verlag Wilhelm Fink, München 1999

Schleier und Schwelle. Band 3: Geheimnis und Neugierde

herausgegeben von Jan Assmann und Aleida Assmann Verlag Wilhelm Fink, München 1999

Schleier und Schwelle. Band 2: Geheimnis und Offenbarung

herausgegeben von Jan Assmann und Aleida Assmann Verlag Wilhelm Fink, München 1998

Schleier und Schwelle. Bd 1: Geheimnis und Öffentlichkeit

herausgegeben von Jan Assmann und Aleida Assmann Verlag Wilhelm Fink, München 1997

Weisheit

herausgegeben von Aleida Assmann Verlag Wilhelm Fink, Paderborn 1991

Kanon und Zensur

herausgegeben von Jan Assmann und Aleida Assmann Verlag Wilhelm Fink, München 1987

Schrift und Gedächtnis

herausgegeben von Jan Assmann, Aleida Assmann und Christof Hardmeier Verlag Wilhelm Fink, München 1984 (3. Auflage 1998)

Jan Assmann

Biographie

Der deutsche Ägyptologe, Religions- und Kulturwissenschaftler Jan Assmann wird am 7. Juli 1938 in Langelsheim (Harz) geboren. Der der Musik sehr zugewandte Sohn des Architekten Hans Assmann und seiner Frau Charlotte entscheidet sich gegen eine musikalische Laufbahn, veröffentlicht aber später zahlreiche musiktheoretische Abhandlungen. Nach dem Umzug nach Heidelberg studiert er dort zuerst Klassische Archäologie und Gräzistik, bevor er sich der Ägyptologie zuwendet. 1965, nach Studienaufenthalten in München, Göttingen und Paris promoviert er in Heidelberg zum Thema »Liturgische Lieder an den Sonnengott«.


Im Anschluss an eine einjährige Reise mit dem Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts durch Ägypten, Syrien, Jordanien und Kleinasien (Anatolien) arbeitet Assmann ab 1967 für das Deutsche Archäologische Institut in Kairo und beginnt in der Nekropole von Theben bei Luxor mit archäologischer Feldarbeit mit dem Schwerpunkt Inschriften (Epigraphik). Ab 1978 leitet er die Grabungen in Luxor und publiziert über Grabanlagen der Ramessidenzeit. Nach der Habilitation 1971 über das Grab eines Beamten der Spätzeit (»Das Grab des Basa (Nr.389) in der thebanischen Nekropole«) übernimmt er bis zu seiner Emeritierung 2003 den Heidelberger Lehrstuhl für Ägyptologie. Gastprofessuren und Fellowships führen ihn nach Berlin, München, in die USA, nach Paris und Jerusalem. 2005 erhält er eine Honorarprofessur für Kulturwissenschaft und Religionstheorie in Konstanz.

In seiner wissenschaftlichen Arbeit leistet Jan Assmann Grundlegendes bei der Erschließung, Edition und Interpretation von Quellen zur ägyptischen Religion (Hymnen, Totenliturgien, Rituale). Dabei verlegt er sich früh auf interdisziplinäre Ansätze, indem er philologische Deutungen von Texten in den Zusammenhang mit archäologischen Befunden stellt sowie den kulturellen und sozioökonomischen Hintergrund berücksichtigt. Anders als die traditionelle Historiographie erachtet er auch Literatur und damit Fiktionen als relevante Faktenquelle. Über die Analyse des Totenkults setzt Jan Assmann sich zudem mit der Frage auseinander, welches Selbstverständnis eine Kultur späteren Generationen von sich vermitteln will. 1978 gründet er mit seiner Frau Aleida Assmann den Arbeitskreis »Archäologie der literarischen Kommunikation« (siehe Biographie von Aleida Assmann).

Mit seinen ägyptologischen und kulturwissenschaftlichen Arbeiten revidiert Jan Assmann das biblische Bild des Alten Ägyptens von einer versklavten Gesellschaft unter pharaonischer Willkür und porträtiert stattdessen eine Zivilisation, die von Ordnungs- und Gerechtigkeitsvorstellungen geleitet ist (Ma'at). Diese enthalten vor allem Normen für ein geregeltes Zusammenleben wie Gerechtigkeit, Verantwortlichkeit und Unrechtsbewusstsein. In »Der Tod als Thema der Kulturtheorie« (2000) stellt er die These auf, dass der Tod das Sinnzentrum jeder Kultur sei und Menschen Kultur schaffen, damit sie das Wissen um Tod und Endlichkeit aushalten können.

Einem erweiterten Kreis wird Jan Assmann über seine Arbeiten zur Entstehung des Monotheismus bekannt, dessen Anfänge er in dem Auszug der Israeliten aus Ägypten sieht, z.B. in »Moses der Ägypter« (1998) und »Die Mosaische Unterscheidung oder Der Preis des Monotheismus« (2003). Jeder Monotheismus, so Assmann in seiner weiteren Analyse, fuße auf der Unterscheidung von wahrer und falscher Religion, die den polytheistischen Religionen völlig fremd sei. Deren Götter seien über Kulturgrenzen hinweg ineinander übersetzbar gewesen, was der neue, auf Offenbarung gegründeten absoluten Wahrheitsbegriff des Monotheismus unmöglich gemacht habe. Den theologischen Wandel vom Polytheismus zum Monotheismus verbindet er mit der Abkehr der Israeliten von der eigenen heidnischen Vergangenheit und interpretiert den glühenden Hass auf die Kanaanäer als einen „retrospektiven Selbsthass, ein Hass auf die Vergangenheit, von der man sich befreien möchte“. Im Monotheismus stecke somit eine strukturelle Intoleranz, der immer wieder zu religiösen, kulturellen und politischen Auseinandersetzungen führen könne.

In »Exodus. Die Revolution der Alten Welt« (2015) verfolgt Jan Assmann die Spuren der Exodus-Erzählung zurück bis ins Alte Ägypten und nach vorne bis ins 20. Jahrhundert. Er ergänzt hier seine zuvor gemachten Analysen, indem er den Fokus auf den Bundesgedanken, auf den »Monotheismus der Treue« setzt. Dadurch falle in der Analyse der Verdacht auf monotheistisch motivierte Gewaltbereitschaft allerdings nicht weg, so Micha Brumlik in seiner Rezension (Frankfurter Rundschau, 05.06.2015), Assmann verlagere ihre Begründung lediglich in das komplexere Verhältnis von Treue und Untreue, das sich immer wieder bei den revolutionären, weltgeschichtlichen Folgen des Auszugs aus Ägypten zeigt.

In dem 2016 erschienenen Buch »Totale Religion. Ursprünge und Formen puritanischer Verschärfung« schlägt Jan Assmann schließlich einen Bogen zur aktuellen Diskussion über das Gewaltpotential monotheistisch geprägter Gesellschaften. Dabei geht es nicht um die Frage, ob der Monotheismus sich historisch mit Gewalt durchgesetzt hat, sondern warum er die Geschichte seiner Durchsetzung in den biblischen Texten in so brachialen Formen der Gewalt erinnert und dargestellt hat, und unter welchen historischen Bedingungen diese Sprache der Gewalt in Taten umschlägt.

Jan Assmann lebt mit seiner Ehefrau Aleida Assmann in Konstanz. Das Ehepaar hat fünf Kinder (Vincent, David, Marlene, Valerie und Corinna).

Auszeichnungen

2018 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (mit Aleida Assmann)
2017 Balzan-Preis (mit Aleida Assmann)
2017 Karl-Jaspers-Preis (mit Aleida Assmann)
2016 Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa
2016 Theologischer Preis der Salzburger Hochschulwochen (mit Aleida Assmann)


2011 Thomas-Mann-Preis
2007 Europäischer Essay-Preis Charles Veillon für Lebenswerk
2006 Alfried-Krupp-Wissenschaftspreis
2006 Bundesverdienstkreuz Erster Klasse
2005 Ehrendoktorwürde der Hebräischen Universität Jerusalem
2004 Ehrendoktorwürde der Yale University, New Haven, USA
1998 Ehrendoktorwürde der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
1998 Preis des Historischen Kollegs
1996 Max-Planck-Forschungspreis

 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  

Bibliographie

Achsenzeit. Eine Archäologie der Moderne

Verlag C.H. Beck (München) 2018, 352 Seiten, ISBN 9783406729881, 26,95 €

Totale Religion. Ursprünge und Formen puritanischer Verschärfung

Picus Verlag (Wien) 2016, 194 Seiten, ISBN 978-3-7117-2045-0, 20,00 €

Exodus. Die Revolution der alten Welt

Verlag C.H.Beck (München 2015), 493 Seiten, ISBN 978-3-406-67430-3,

Die Zauberflöte. Eine Oper mit zwei Gesichtern

Picus Verlag, Wien 2015 (auch als E-Book)

Das Oratorium 'Israel in Egypt' von Georg Friedrich Händel

Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2015

Mehr anzeigen

Exodus. Die Revolution der Alten Welt

Verlag C.H.Beck, München 2015 (auch als E-Book)

Monotheismus unter Gewaltverdacht. Zum Gespräch mit Jan Assmann

von Jan-Heiner Tück Herder Verlag, Freiburg 2015

Reinholds ‚Die Hebräischen Mysterien‘ und Schillers ‚Die Sendung Moses

Garamond, Gera 2014

Steinzeit und Sternzeit: Altägyptische Zeitkonzepte

Verlag Wilhelm Fink, Paderborn 2011 (E-Book 2012)

Wem gehört die Geschichte? Aleida und Jan Assmann über Erinnern und Vergessen

supposé, Wyk 2011 (Hörbuch)

Religio Duplex. Ägyptische Mysterien und europäische Aufklärung

Verlag der Weltreligionen, Berlin 2010 (Neuauflage 2017)

Altägyptische Totenliturgien. Osirisliturgien in Papyri der Spätzeit

von Jan Assmann mit Martin Bommas und Andrea Kucharek Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2008

Monotheismus und die Sprache der Gewalt

Picus Verlag, Wien 2007 (E-Book 2012)

Erinnertes Ägypten. Pharaonische Motive in der europäischen Religions- und Geistesgeschichte

Kulturverlag Kadmos, Berlin 2007

Thomas Mann und Ägypten. Mythos und Monotheismus in den Josephsromanen. Wolf-Daniel Hartwich (1968–2006) in memoriam

Verlag C.H.Beck, München 2006

Die Zauberflöte. Oper und Mysterium

Carl Hanser Verlag, München 2006

Altägyptische Totenliturgien. Totenliturgien und Totensprüche in Grabinschriften des Neuen Reiches

von Jan Assmann, überarbeitet von Martin Bommas und Andrea Kucharek Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2005

Theologie und Weisheit im alten Ägypten

Verlag Wilhelm Fink, München 2004

Ägyptische Geheimnisse

Verlag Wilhelm Fink, München 2004

Die Mosaische Unterscheidung oder Der Preis des Monotheismus

Carl Hanser Verlag, München 2003 (Neuauflage 2010)

Tod und Jenseits im alten Ägypten

Verlag C.H.Beck, München 2001(Sonderausgabe, Verlag C.H.Beck, München 2010)

Weisheit und Mysterium. Das Bild der Griechen von Ägypten

Verlag C.H.Beck, München 2000

Moses der Ägypter. Entzifferung einer Gedächtnispur

S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2000

Herrschaft und Heil. Politische Theologie in Ägypten, Israel und Europa

Carl Hanser Verlag, München 2000

Religion und kulturelles Gedächtnis

Verlag C.H.Beck, München 2000 (4. Aufl. 2017)

Das verschleierte Bild zu Sais. Schillers Ballade und ihre griechischen und ägyptischen Hintergründe

Verlag De Gruyter, Berlin 1999 (Reprint 2011)

Moses der Ägypter. Entzifferung einer Gedächtnisspur

Carl Hanser Verlag, München 1998

Ägypten. Eine Sinngeschichte

Carl Hanser Verlag, München 1996 (S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1999)

Ma'at. Gerechtigkeit und Unsterblichkeit im Alten Ägypten

Verlag C.H.Beck, München 1995 (E-Book 2017)

Monotheismus und Kosmotheismus. Ägyptische Formen eines ‚Denkens des Einen‘ und ihre europäische Rezeptionsgeschichte

Universitätsverlag Winter, Heidelberg 1993

Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen

Verlag C.H.Beck, München 1992 (Neuauflage 2013; E-Book 2017)

Stein und Zeit. Mensch und Gesellschaft im alten Ägypten

Verlag Wilhelm Fink, München 1991 (3. Auflage 2003)

Sonnenhymnus. Der Sonnengesang des Echnaton

von Jan Assmann und Ralph Mohnnau, illustriert von Wol Müller Alpha Literatur, Frankfurt am Main 1991

Ägypten. Theologie und Frömmigkeit einer frühen Hochkultur

Kohlhammer, Stuttgart 1984

Re und Amun. Die Krise des polytheistischen Weltbilds im Ägypten der 18.-20. Dynastie

Fribourg/ Göttingen 1983

Ägyptische Hymnen und Gebete

Artemis & Winkler, Zürich und München 1975 (Neuauflage 1999)

Zeit und Ewigkeit im Alten Ägypten. Ein Beitrag zur Geschichte der Ewigkeit

Universitätsverlag Winter GmbH, Heidelberg 1975

Das Grab des Basa (Nr.389) in der thebanischen Nekropole

(Grabung im Asasif, Archäologische Veröffentlichungen 6), Mainz 1973

Der König als Sonnenpriester. Ein kosmographischer Begleittext zur kultischen Sonnenhymnik in thebanischen Tempeln und Gräbern

(ADAIK 7), Glückstadt 1970

Liturgische Lieder an den Sonnengott. Untersuchungen zur altägyptischen Hymnik I

(Münchner Ägyptologische Studien 19), Berlin 1969

HERAUSGEBERSCHAFT

.

Ägyptische Götterliteratur

herausgegeben von Jan Assmann und Andrea Kucharek Verlag der Weltreligionen, Berlin 2018 (erscheint 09/2018

Homo religiosus. Vielfalt und Geschichte des religiösen Menschen

herausgegeben von Jan Assmann und Harald Strohm Verlag Wilhelm Fink, Paderborn 2014

Schweigen

herausgegeben von Jan Assmann und Aleida Assmann Verlag Wilhelm Fink, Paderborn 2013

Orakel und Offenbarung. Formen göttlicher Willensbekundung

herausgegeben von Jan Assmann und Harald Strohm Verlag Wilhelm Fink, Paderborn 2012

Die Zauberflöte. Ein literarischer Opernbegleiter. Mit dem Libretto Emanuel Schikaneders und verwandten Märchendichtungen

herausgegeben von Jan Assmann Manesse Verlag, Zürich 2012 (auch als E-Book)

Echnaton und Zarathrustra. Zur Genese und Dynamik des Monotheismus

herausgegeben von Jan Assmann und Harald Strohm Verlag Wilhelm Fink, Paderborn 2012

Herrscherkult und Heilserwartung

herausgegeben von Jan Assmann und Harald Strohm Verlag Wilhelm Fink, München 2010

Magie und Religion

herausgegeben von Jan Assmann und Harald Strohm Verlag Wilhelm Fink, München 2010

Altägyptische Totenliturgien. Die Klagelieder von Isis und Nephthys in Texten der Griechisch-Römischen Zeit

von Andrea Kucharek, herausgegeben von Jan Assmann Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2010

Der Mann Moses und die monotheistische Religion

von Sigmund Freud, herausgegeben von Jan Assmann Philipp Reclam, Ditzingen 2010

Vollkommenheit

herausgegeben von Jan Assmann und Aleida Assmann Verlag Wilhelm Fink, München 2010

Ägyptische Religion. Totenliteratur

Aus dem Ägyptischen übersetzt und herausgegeben von Jan Assmann und Andrea Kucharek Insel Verlag, Frankfurt am Main 2008

Sintflut und Gedächtnis. Erinnern und Vergessen des Ursprungs

herausgegeben von Jan Assmann und Martin Mulsow Verlag Wilhelm Fink, München 2006

Die Hebräischen Mysterien oder Die älteste religiöse Freimaurerey

von Carl L. Reinhold, herausgegeben und mit einem Nachwort von Jan Assmann Edition Mnermosyne, Neckargemünd 2006

Verwandlungen

herausgegeben von Jan Assmann und Aleida Assmann Verlag Wilhelm Fink, München 2006

Der Ursprung der Geschichte. Archaische Kulturen, das Alte Ägypten und das frühe Griechenland

herausgegeben von Jan Assmann und Klaus E. Müller Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2005

Der Abschied von den Toten. Trauerrituale im Kulturvergleich

herausgegeben von Jan Assmann, Franz Maciejewski und Axel Michaelis Wallstein Verlag, Göttingen 2005 (E-Book 2013)

Hieroglyphen. Stationen einer anderen abendländischer Grammatologie

herausgegeben von Jan Assmann und Aleida Assmann Verlag Wilhelm Fink, München 2004

Altägyptische Totenliturgien. Totenliturgien in den Sargtexten des Mittleren Reiches

herausgegeben von Jan Assmann und Martin Bommas Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2004

Religionsphilosophische Schriften von Plutarch

herausgegeben von Herwig Görgemanns mit Jan Assmann und Reinhard Feldmeier Artemis & Winkler, Düsseldorf/ Zürich 2003

Hieroglyphen. Stationen einer anderen abendländischen Grammatologie

herausgegeben von Jan Assmann und Aleida Assmann Verlag Wilhelm Fink, München 2003

Ägyptische Mysterien?

herausgegeben von Jan Assmann und Martin Bommas Verlag Wilhelm Fink, München 2002

Der Tod als Thema der Kulturtheorie

von Jan Assmann und Thomas Macho Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001

Aufmerksamkeiten

herausgegeben von Jan Assmann und Aleida Assmann Verlag Wilhelm Fink, München 2001

Einsamkeit

herausgegeben von Jan Assmann und Aleida Assmann Verlag Wilhelm Fink, München 1999

Schleier und Schwelle. Band 3: Geheimnis und Neugierde

herausgegeben von Jan Assmann und Aleida Assmann Verlag Wilhelm Fink, München 1999

Gerechtigkeit

herausgegeben von Jan Assmann, Bernd Janowski und Michael Welker Verlag Wilhelm Fink, München 1998

Schleier und Schwelle. Band 2: Geheimnis und Offenbarung

herausgegeben von Jan Assmann und Aleida Assmann Verlag Wilhelm Fink, München 1998

Schleier und Schwelle. Bd 1: Geheimnis und Öffentlichkeit

herausgegeben von Jan Assmann und Aleida Assmann Verlag Wilhelm Fink, München 1997

Text und Kommentar

herausgegeben von Jan Assmann und Burkhard Gladigow Verlag Wilhelm Fink, München 1995

Kultur und Konflikt

herausgegeben von Jan Assmann und Dietrich Harth Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1990

Fragen an die altägyptische Literatur. Studien zum Gedenken an Eberhard Otto

herausgegeben von Jan Assmann, Erika Feucht und Reinhard Grieshammer L. Reichert, Wiesbaden 1990

Kanon und Zensur

herausgegeben von Jan Assmann und Aleida Assmann Verlag Wilhelm Fink, München 1987

Schrift und Gedächtnis

herausgegeben von Jan Assmann, Aleida Assmann und Christof Hardmeier Verlag Wilhelm Fink, München 1984 (3. Auflage 1998)

Laudator Hans Ulrich Gumbrecht

Hans Ulrich Gumbrecht, geboren 1948 in Würzburg, studierte, nach einem abschließenden Gymnasialjahr am Lycée Henri IV in Paris, Romanistik, Germanistik, Philosophie und Soziologie in Deutschland, Spanien und Italien. Anschließend lehrte er an den Universitäten Konstanz, Bochum und Siegen. 1989 folgte er einem Ruf an die Stanford University in Kalifornien, wo er von 1993 bis 2018 als Albert Guérard Professor in Literature lehrte. Schwerpunkte seiner Arbeit sind die westliche Philosophie seit dem 18. Jahrhundert, die romanischen Literaturen vor allem des Mittelalters und des frühen 20. Jahrhunderts, sowie die Ästhetik des Sports.


Einem breiteren deutschsprachigen Publikum wurde er durch Beiträge in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, der „Neuen Zürcher Zeitung“, der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ und in der Monatszeitschrift „Merkur“, aber auch mit seinen Buchveröffentlichungen bekannt. Die kulturhistorische Studie „1926: Ein Jahr am Rand der Zeit“ (Suhrkamp Verlag 2001), in der er ein dichtes Panorama des kulturellen Lebens in der Zwischenkriegszeit nachgezeichnet hat, ist auf ebenso große Beachtung gestoßen wie sie Buch „Nach 1945“ (Suhrkamp Verlag 2012), in dem er sich mit der latenten, unsichtbaren Gegenwart der Vergangenheit auseinandersetzt.

Gumbrecht erhielt zehn Ehrendoktorwürden, unter anderem von der Staatlichen Ilia-Universität in Tbilisi, sowie den Deans' Award for Distinguished Teaching at Stanford (1996), den Cuthbertson Award for Exceptional Contributions to Stanford University (2000) und den José Vasconcelos World Award of Education (2012).